Re-Commerce – Vom angesagten Konsumtrend zum nachhaltigen Geschäftsmodell Posted on 16.12.202416.12.2024 | by Birthe Struffmann Quelle: cottonbro studio | pexels Vom Dachboden direkt zum Flohmarkt. Oder aus dem Kleiderschrank in den nächsten Vintage-Laden. Früher private Initiative, heute lukratives Geschäftsmodell. Re-Commerce bietet vielfältige Geschäftsmöglichkeiten für Unternehmen. Was also vor ein paar Jahren noch als Trend galt, ist heute längst ein fester Bestandteil unseres Konsumverhaltens. Secondhand ist das neue Must-have – nicht nur für Vintage-Liebhaberinnen oder Schnäppchenjäger, sondern für verschiedenste Personengruppen. So können Unternehmen umfassend von diesem Wachstumsmarkt profitieren. Erfahrt anhand konkreter Beispiele, wie ihr mit Re-Commerce euer Kerngeschäft erweitert und somit die Wünsche eurer Zielgruppe nach nachhaltigen Angeboten erfüllt. InhaltWas steckt hinter Re-Commerce?Welche Arten von Re-Commerce gibt es?ResaleRefurbishCashbackRe-Commerce im B2C, B2B und C2CRe-Commerce und C2B2C?Re-Commerce trifft KIRe-Commerce in der Praxis: Branchenübergreifende BeispieleBest Practice: hessnatur zeigt, wie digital nachhaltig sein geht Was steckt hinter Re-Commerce? Das Prinzip »Wiederverwenden statt Wegwerfen« erfährt einen echten Aufschwung. Statt Produkte nach kurzer Nutzung im Müll zu sehen, bekommen sie eine zweite Chance. Gebrauchte oder aufbereitete Waren werden weiterverkauft und bleiben so im Umlauf. Und das mit einem klaren Vorteil für euch und eure Kunden. Ihr gewinnt somit nicht nur eine breite Zielgruppe, sondern stärkt gleichzeitig eure soziale Verantwortung. Die sich positiv auf euer Image und auf die Erfüllung der ESG-Kriterien auszahlt. Was ebay Kleinanzeigen ins Internet gebracht hat, greifen viele Unternehmen mit eigener Secondhandware auf. Patagonia, Zalando und H&M sind nur ein paar solcher Marken, die eigene Re-Commerce-Plattformen etabliert haben. Verständlich, denn einer Visa Studie folgend soll das Geschäftspotenzial in Europa bis 2030 auf 900 Milliarden Euro wachsen. Doch unabhängig von der Aussicht auf zusätzliche Einnahmen bietet euch Re-Commerce zudem weitere Vorteile. Produktions- und Entsorgungskosten werden gesenkt, beispielsweise durch die Wiederverwendung von Materialien und die Verringerung von Abfällen. Welche Arten von Re-Commerce gibt es? Re-Commerce ist nicht nur Secondhand, sondern zeigt sich in unterschiedlichen Formen, die nachhaltigen Konsum unkomplizierter und interessant machen. Verschiedene Modelle bieten euch und euren Kunden flexible Möglichkeiten, Ressourcen zu schonen und euer Unternehmen zukunftsfähig auf nachhaltige Marktanforderungen auszurichten. Resale Der klassische Secondhand-Handel umfasst gefühlt alles. Ob Mode, Möbel oder Sammlerstücke – im Re-Sale wird Gebrauchtes direkt weiterverkauft. Plattformen wie Shpock und eBay sind hier Vorreiter: Sie bringen Menschen zusammen: Verkäufer, die gut erhaltene, ungenutzte Dinge loswerden möchten. Und Käufer, die sich freuen, Schnäppchen und besondere Fundstücke zu ergattern. Einfach und unkompliziert. Und oft viel günstiger als Neuware. Perfekt für alle, die im Überfluss schlummernde Schätze suchen und gleichzeitig nachhaltig handeln möchten. Refurbish Für euch als Unternehmen viel spannender ist die Wiederaufbereitung und der Weiterverkauf eurer Waren. Ganze Refurbished Plattformen wie Back Market oder refurbed bieten Geräte an, die auf Herz und Nieren geprüft und repariert wurden, bevor sie wieder zum Verkauf stehen. Dieses Zusatzangebot steht vor allem bei Elektronikprodukte und Maschinen hoch im Kurs. So bereitet beispielsweise auch Apple Altgeräte auf und verkauft sie weiter. Auch das B2B-Unternehmen Caterpillar setzt Maschinen neu Instand und verkauft sie zu einem Bruchteil der Kosten. Das verlängert die Lebensdauer der Produkte und ermöglicht auch Kunden mit geringem Budget hochwertige Produkte zu erwerben. Nachhaltig und zuverlässig. Der Benefit für euer Unternehmen: Höhere Verkaufszahlen, schlankeres Bestandsmanagement und ein starkes, nachhaltiges Markenimage. Cashback Auch Cashback-Modelle boomen. Hersteller und Händler bieten die Möglichkeit, alte Geräte oder Produkte zurückzugeben und im Gegenzug eine Vergünstigung auf das Neuprodukt zu erhalten. Mit dem Trade-In-Programm des Microsoft Stores können Verbraucher ihre Geräte einsenden, bares Geld erhalten und so zur Wiederverwendung oder zum kostenfreien Recycling beitragen. Ein guter Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft. Und gleichzeitig in Richtung Kundenbindung. Re-Commerce im B2C, B2B und C2C Im B2C-Bereich erfreut sich Re-Commerce wachsender Beliebtheit, da es Verbrauchern die Möglichkeit bietet, gebrauchte Produkte zu kaufen oder eigene Geräte zurückzugeben. Im Jahr 2024 erreichte der globale Re-Commerce-Markt ein Verkaufsvolumen von 207,4 Milliarden Dollar. Bis 2028 soll dieses um weitere 33 Prozent anwachsen. Auch im B2B-Sektor wächst der Re-Commerce rasant. Veraltete oder ungenutzte Hardware wie Laptops und Server, aber auch industrielle Großmaschinen können gerettet werden. Diese werden, wie im Beispiel von Caterpillar, generalüberholt und mit neuen Komponenten versehen, um anschließend zu einem geringeren Preis weiterverkauft zu werden. Laut dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) bleibt die Nachfrage nach Gebrauchtmaschinen, trotz Auftragsrückgang im Maschinenbau, stabil, da sie eine kosteneffiziente Alternative bieten. C2C, also die Transaktion von gebrauchten Produkten zwischen Privatpersonen – etwa über Plattformen wie eBay oder Vinted – spielt nach wie vor eine große Rolle. Was für euch als Unternehmen auf den ersten Blick zwar weniger relevant erscheint, spielt eine wichtige Rolle im Re-Commerce-Ökosystem und setzt mit günstigen Preisen und Nachhaltigkeit den klassischen E-Commerce unter Druck. Re-Commerce und C2B2C? Wie schwer die Zuordnung einer Plattform zu einem bestimmten Geschäftsmodell fällt, wird jetzt ersichtlich. Auch im C2B2C, »Consumer-to-Business-to-consumer«, gewinnt Re-Commerce an Bedeutung: Unternehmen erwerben gebrauchte Produkte von Privatpersonen, bereiten sie auf und verkaufen sie anschließend an andere Verbraucher. Momox ist ein prominentes Beispiel dafür: Das Unternehmen kauft gebrauchte Artikel direkt von Verbrauchern an, prüft und sortiert diese, bevor sie über Plattformen wie medimops und momox fashion an Verbraucher weiterverkauft werden. Die Nachfrage nach Second-Hand-Produkten zeigt sich auch in den aktuellen Statistiken: So verzeichnete momox im Juli 2024 rund 870.000 Besuche auf seiner Website, was einem Anstieg von sieben Prozent im Vergleich zum Vormonat entspricht. Gleichzeitig erzielte das Unternehmen 2023 mit 347 Millionen Euro einen Rekordumsatz. Re-Commerce trifft KI Künstliche Intelligenz bringt frischen Wind: Chatbots und automatisierte Kundenservicesysteme machen auch vor dem Re-Commerce nicht Halt. Preisanalysen und Bewertungen gebrauchter Artikel dank KI-gestützter Algorithmen sind inzwischen gängig und in den Prozessen der Anbieter etabliert. Auch in puncto Marketing kann KI euch gezielt unterstützen. Personalisierte Empfehlungen und Produktvorschläge basierend auf Kaufverhalten, Vorlieben und bisherigen Käufen werden rege von ebay oder Back Market eingesetzt. Lagerbestände und Logistikprozesse werden anhand von Vorhersagen über Nachfrage und Lagerhaltung effizienter und nachhaltiger verwaltet. KI verändert den Re-Commerce also grundlegend: Als Unternehmen könnt ihr schneller, kundenfreundlicher und ressourcenschonender agieren und so die steigende Nachfrage nach Second-Hand-Produkten noch besser bedienen. Mehr KI-Anwendungsfälle für euer Business findet ihr im Whitepaper »Künstliche Intelligenz – Wie KI das Digital Business voranbringt«. Zum Whitepaper »KI« Re-Commerce in der Praxis: Branchenübergreifende Beispiele Wie ihr schon mitbekommen habt, ist Re-Commerce nicht nur auf einzelne Branchen begrenzt. Ganz egal ob Technik, Hobbyequipment oder Kleidung: Secondhand ist für alle Zielgruppen eine Option und daher für verschiedensten Unternehmen ein vielversprechendes Geschäftsmodell. Dafür liefern die folgenden Beispiele die besten Beweise. Technik Ein Player in der Re-Commerce Bubble ist das finnische Unternehmen Swappie, das sich auf den An- und Verkauf von gebrauchten iPhones spezialisiert. Nach dem Prinzip »Jedes Gerät hat seine eigene Historie« werden alle Geräte einer Qualitäts- und Funktionsprüfung unterzogen. Mit anschließender Wartung und Reparatur. Dafür gibt es ein festgelegtes 52-schrittiges Vorgehen. Jedes iPhone, das anschließend als refurbished gilt, wird weiterverkauft. Bei der Berliner Firma rebuy dahingegen können neben Privatpersonen auch Händler Produkte aus dem Technikbereich verkaufen. Die Ware muss dafür online mithilfe eines Fragebogens angemeldet werden. Anhand der individuellen Angaben zu dem Artikel wird ein Verkaufspreis vorgeschlagen. Ist das Angebot zufriedenstellend, geht’s mit den Artikeln ab zur Post und schon können ausrangierte Handys oder Videospiele eine zweite Chance bekommen. Auch Händler können bei rebuy größere Mengen gebrauchter Artikel verkaufen und von individuellen Preisen und optimierter Logistik profitieren. Anders als Privatpersonen nutzen sie einen speziell auf gewerbliche Anforderungen zugeschnittenen Verkaufsprozess. Outdoorbedarf und Sportzubehör Robuste und langlebige Funktionskleidung und Sportausrüstung kann aufgrund hochwertiger Materialien und dem Anspruch Extrembedingungen standzuhalten, oft selbst nach intensiver Nutzung weitergegeben werden. Patagonia hat das erkannt und bietet unter der Marke Worn Wear ein Programm an, bei dem Kunden gebrauchte Outdoor-Bekleidung und -Ausrüstung verkaufen und kaufen können. Gebrauchte Patagonia-Produkte werden dann aufbereitet und weiterverkauft. Dieser Ansatz fördert die Kreislaufwirtschaft, gibt Produkten ein zweites Leben und stärkt die Bindung zu einer umweltbewussten Community. Auch der deutsche Outdoor-Hersteller Vaude bietet mit dem »Second Use«-Programm eine Plattform, auf der Kunden gebrauchte Vaude-Produkte kaufen und verkaufen können. Kleidung Denim bekommt bei Levi’s ein zweites Leben. Der renommierte Jeanshersteller verfolgt mit dem Programm.»Levi’s SecondHand« das Ziel, Abfälle zu reduzieren und den Kunden eine nachhaltigere Kaufoption zu bieten. Gebrauchte Jeans und Jacken werden zurückgekauft und aufbereitet. Der Weiterverkauf über die Plattform »Levi’s SecondHand« bringt gebrauchten Denim zurück in den Kleiderschrank. Neben großen Fashionfirmen wie H&M, Zalando oder Tommy Hilfiger hat auch das Slow-Fashion Unternehmen hessnatur einen eigenen Secondhandshop. Das Kerngeschäft dieses Unternehmens ist nachhaltig produzierte Mode. Nun wird ermöglicht, dass die Kleidung noch langlebiger wird. hessnatur übernimmt hier eine Art Vermittlerposition. User können ein aktuelles Bild des Kleidungsstücks hochladen und in die Kategorien »perfekt« bis »gut« zuordnen. Im Anschluss erhalten sie ein Preisvorschlag. Dieser kann jedoch nach Ankunft der Ware noch verändert werden und wird erst ausgezahlt, wenn die Ware weiterverkauft wurde. Re-Commerce: hessnatur zeigt, wie digital nachhaltig sein geht Nachhaltigkeit bezieht sich bei hessnatur nicht allein auf ihre Firmenphilosophie und ihr Produkte. Sie stellen sich auch digital nachhaltig und damit zukunftsfähig auf und erreich so nochmehr Menschen mit ihren Produkten. Durch das gesteigerte Interesse an nachhaltiger Kleidung und der Marke selbst entschied sich der Fashion-Pioneer für einen neuen Onlineshop. hessnatur migrierte auf ein cloudbasiertes System auf Basis von SAP Commerce. Darüber hinaus wurden verschiedene Tools wie Produktinformations-Management-System (PIM) und Enterprise-Resource-Planning (ERP) über Schnittstellen an den neuen Shop angebunden. Wie hessnatur dieses Digitalprojekt gemeinsam mit dotSource erfolgreich umsetzen konnte, erfahrt ihr in der Success Story. Füllt jetzt das Formular aus und erhaltet euer kostenfreies Exemplar. Jetzt teilen (22 Bewertung(en), Schnitt: 4,14 von 5)Loading... Categories E-Commerce
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