Netzfund: smarte Stromzähler sicher bedienen dank Morsecode Posted on 15.09.201723.08.2024 | by Christian Otto Grötsch Ja, es ist wirklich das Jahr 2017. Nein, es ist nicht der 1. April. Nein, die Quelle des heutigen Netzfunds ist nicht der Postillon. Nichts davon möchte man zunächst glauben, wenn man Ulrich Grevelers Blogeintrag „Digitalisierung mit der Taschenlampe“ liest. In Velbert, zwischen Essen und Wuppertal, beginnen die Stadtwerke den Tausch der alten Stromzähler und ersetzen sie innerhalb der nächsten acht bis zehn Jahre durch ihre smarten Nachfolger. Für 89 Prozent bedeutet das den Einbau einer Modernen Messeinrichtunge (mMe), für die übrigen 11 Prozent den Einbau eines intelligenten Messsystems (iMsys). Ob mMe oder iMsys entscheidet die Jahresverbrauchsgrenze von 6000 kWh. Für Kunden entstehen 20 Euro Mehrkosten jährlich. Wer über der 6000 kWh Grenze liegt, zahlt mehr. Der wichtigste Unterschied zwischen „modern“ und „intelligent“ ist die Vernetzung. Beim modernen System kommt ganz klassisch einmal jährlich jemand zum ablesen vorbei. Nur die intelligenten Systeme sind ans Internet angeschlossen. Credit: EVB, CC BY-SA 3.0 Smart Meter Ein großes Thema beim smarten Strom ist Sicherheit. Der Zähler EDL21 hat ein zweizeiliges Display, aber keine Eingabeeinheiten. Geschützt wird das System von einer unveränderlichen, beliebig oft ausprobierbaren vierstelligen Pin-Nummer, die man per Post erhält. Man ist hin und hergerissen, ob das nun sicher ist oder nicht. Unveränderlicher Pin ohne Eingabeeinheit. Hrm…. Okay, es gibt eine Eingabeinheit. Einen Lichtsensor, der über eine handelsübliche Taschenlampe bedient werden kann. Blinken, um den Pin einzugeben. Blinken, um das System auf Null zu setzen, um beispielsweise den Stromverbrauch des Trockners zu ermitteln. Blinken, blinken, blinken. Aber nicht zu schnell und nicht zu lang! Ob Kunden sich so die bequeme Möglichkeit des Stromsparens vorgestellt haben, darf bezweifelt werden. Daran ändern weder Blink-Apps von Drittanbietern, noch Blink-Apps von Herstellern etwas. Unvermeidlich muss man hier an Torsten Dierkes denken: Wenn Sie einen Scheißprozess digitalisieren, haben Sie einen scheiß digitalen Prozess! Jetzt teilen (4 Bewertung(en), Schnitt: 3,75 von 5)Loading... Categories News
Das ist doch sehr unfair, nun über die Hersteller und Stadtwerke her zu ziehen. Hier wurden doch nur gesetzliche Vorgaben erfüllt! Für Bastler bietet sich die weitere optische Schnittstelle an. Damit können die Werte ausgelesen werden. Wenn die Geräte alle WLAN hätten, um sie komfortabel mit dem Smartphone zu bedienen, wären sie noch teurer und es würde gemeckert, weil die Webseite nicht jedem gefällt. Die Regierung hat im Gesetz kein WLAN, keinen Bedienknopf und kein grafisches Display gefordert. Wenn immer nur gemeckert wird, gibt es bald gar keine Produkte aus Deutschland mehr.
Ui ui ui, mit diesem Netzfund sollten weder Stadtwerke noch Hersteller am Nasenring durch die Manege geführt werden. Allerdings ist die Aussage „Die Regierung hat im Gesetz kein WLAN, keinen Bedienknopf und kein grafisches Display gefordert.“ genau die Art von Satz, die mir in Sachen Digitalisierung Bauchschmerzen bereitet, da es bedeutet, dass mehr oder weniger unhinterfragt umgesetzt wurde, was gefordert wurde. Ich vermute „eher weniger“. Im schlimmsten Fall sogar umgesetzt werden MUSSTE. Ich bleibe dabei, dass ich das Ergebnis für unbefriedigend halte und es besser geht. Die aktuelle Blink-Usability wird nicht dazu führen, dass bisher wenig am Verbrauch interessierte Stromkunden spielerisch einen informierten Umgang damit entwickeln. Handelskraft wird weiter über fragwürdige Usability schreiben, ebenso wie über Best-Practices. Ich verspreche, wenn eine nutzerfreundlichere Variante vorliegt, bin ich sofort dabei sie hier im Blog zu feiern!