»Nah am Kunden, nah am Projektteam: Wer eine integrierte Erlebniswelt für seine Nutzer aufbauen will, muss auch intern für nahtlose Schnittstellen sorgen«.- Handelskraft Speaker Jens Schürks im Interview

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Quelle: dotSource

Schnell, einfach, immer und überall – auf diese Attribute kommt es an, um sich im hart umkämpften digitalen Wettbewerb zu behaupten. Erst Recht im immer stärker wachsenden Online-Lebensmittelmarkt.

Dieser Boom und die damit einhergehenden Kundenansprüche gingen auch an der Netto eStores GmbH nicht spurlos vorbei. Was die Digitalsparte der Netto Marken-Discount AG & Co. KG. dazu bewegt hat, ins E-Business zu investieren, welche neuen Wege sie dabei gegangen ist und worauf es bei digitalen Projekten wirklich ankommt, erklärt Jens Schürks, Leiter Entwicklung bei der Netto eStores GmbH am 28. März 2019 in seiner Session: »Mit MVP & Scrum zur digitalen Erlebniswelt: Wie Netto eine integrierte Plattform für seine Kunden realisiert«.

Handelskraft Speaker Jens Schürks im Interview

Jens Schürks verantwortet seit 2016 nicht nur die Entwicklung und das Qualitätsmanagement der Multimandantenplattform, sondern verfügt auch über weitreichende Erfahrung in der Einführung und Weiterentwicklung agiler Prozesse in Unternehmen.

Im Interview mit Handelskraft spricht Jens Schürks über die Herausforderungen des Change-Managements und darüber, dass es bei der Planung und Umsetzung einer integrierten Plattform nicht nur um den passenden Technologie-Stack geht, sondern auch um das entsprechende digitale Mindset.

Der Kunde von heute verhält sich längst omnichannel. Er surft im Web, lässt sich offline beraten und sucht online nach dem besten Angebot. Was war der Auslöser für die Netto eStores GmbH diesen kanalübergreifenden Kundenansprüchen mit den entsprechenden Omnichannel-Angeboten zu begegnen?

Ursprünglich ging es uns vor allem darum, sich technologisch besser aufzustellen. Konkret sollte die Multimandantenplattform mit den Shops Netto-Online24.de, Plus.de und GartenXXL.de von Intershop 6 auf Intershop 7 migriert werden. Einen besonderen Aha-Moment gab es in dem Sinne erst, als die Integration des zuvor auf Oxid PHP basierenden Netto-Onlineshops in die bestehende Plattform anstand.

Vom initialen Migrationsprojekt kamen wir zur Realisierung einer integrierten Plattform. Wir haben im Laufe des Projekts immer besser erkannt, welche neuen Kundenerwartungen auf uns zukommen werden und wie wir diese auf dem neuen System erfüllen wollen. Dies wurde dann zu unserer ständigen Motivation, die Plattform weiterzuentwickeln.

Das bestätigt, dass technologischer Fortschritt und strategische Weiterentwicklung Hand in Hand gehen, oder?

Ja. Das eine geht nicht ohne das andere. Im E-Commerce ist es das A und O, schnellstmöglich auf neue Anforderungen der Nutzer reagieren zu können, denn diese ändern sich auch gerne mal mitten im Projekt. Es ist also erst Recht für solche Spontaneitäten nötig, flexibel nachjustieren zu können. Agile Software-Entwicklung und agiles Projektmanagement gehören daher untrennbar zusammen.

Stichwort: agil. Wie kam agiles Management in das Unternehmen? Waren agile Prozesse bei der Netto eStores GmbH bereits vor dem Projekt etabliert?

Nein. Jedenfalls nicht in der Praxis. Scrum war zwar kein fremder Begriff und auch eine Schulung gab es bereits dazu. Doch gelebt wurde dieser Ansatz erst im Zuge der Migration der Netto-Plattform, die ich gerade schon erwähnt habe. Wir haben uns aufgrund des hohen Zeitdrucks vor dem Livegang damals dazu entschieden, mit einem MVP (Minimum Viable Product) live zu gehen und dann nach und nach die Plattform immer mehr auszubauen. Ein agiles, iteratives Vorgehen war somit für uns die beste Lösung.

Wie sieht dieses »wirklich leben«, die Neuaufstellung, und Umstrukturierung in der Praxis aus?

Ohne einen Coach (Scrum-Master), der auf eine klare Rollenverteilung achtet und den agilen Prozess begleitet, ist es schwierig, die Scrum-Theorie in die Praxis zu überführen. Denn sich anders aufzustellen, sich anders zu strukturieren und anders zu arbeiten, das ist der Change.

Fragen, die dabei aufkommen, sind zum Beispiel:

  • Welche fachlichen Anforderungen und Prioritäten stelle ich als Product Owner?
  • Welche Prozesse und Abläufe muss der Scrummaster einführen und leiten?
  • Und wo kommt es bei diesen auf die unterstützende und beobachtende Funktion der Stakeholder an?
  • Was ist ein MVP?
  • Was sind Stories?
  • Oder was ist zum Beispiel eine Definition of Done?

Es müssen Regeltermine angesetzt werden – von Sprint Planning über Refinement bis Retro. Auf all das werde ich in meiner Session auf der Handelskraft Konferenz 2019 noch näher eingehen.

Das hört sich sehr spannend, aber auch nach einer Menge »to take in« an. Wie haben die Projektbeteiligten dieses neue Framework angenommen, diese neue Art zu arbeiten?

Die Idee, agil zu arbeiten stieß auf positive Resonanz. Das gesamte Team war sehr an dem Framework Scrum und es zu leben, interessiert. Jeder Projektmanager wird mir jedoch zustimmen, dass die Medaille: »New Work« zwei Seiten hat.

Die eine ist die der Begeisterung über die neue Vision, die andere ist die Umsetzung. Geht es an die Praxis, muss man plötzlich raus aus seiner Komfortzone und sich das Wohlgefühl, das man sich teilweise über Jahre hinweg aufgebaut hat, auch in neuen Abläufen erst wiederaufbauen. Doch wir wollten das und diese Motivation ist oft stärker als die Macht alter Zöpfe.

Welche Herausforderung(en) war(en) größer? Die Umstellung im Kopf, sprich sich auf etwas Neues einzulassen oder die Einführung neuer Prozesse an sich?

Auch dies ging Hand in Hand. Natürlich bedeutet agil zu arbeiten, nicht nur methodisch iterativ und flexibel vorzugehen, sondern auch, sich technologisch daran zu orientieren und das Know-how zu Tools, Systemen und Schnittstellen aufzubauen und zu erweitern. Ist dieser Grundstein gelegt, kann man gemeinsam den Change auch methodisch etablieren. Die Herausforderung ist also, an beiden Seiten dazuzulernen.

Das klingt, als sei »Integration« nicht nur das Stichwort, um Kundenansprüchen, sondern auch unternehmensinternen Anforderungen gerecht zu werden?

Richtig, Integration ist der Schlüssel. Und das NeS-Projekt war erst der Anfang – der Auftakt für eine langfristige und teamübergreifende, agile Unternehmensphilosophie bei Netto-Digital.

Du hast schon kurz über das Know-how zu Tools gesprochen. Sicher wird die Handelskraft-Besucher interessieren, welche das konkret sind, ob sie hilfreich und weiterzuempfehlen sind. Wie viel kannst du uns dazu schon verraten?

Agiles Projektvorgehen geht natürlich nicht ohne entsprechende Tools, die eine kooperative und innovative Zusammenarbeit ermöglichen. Welche wir nutzen und was sie bringen, werde ich jedoch erst am 28. März 2019 preisgeben.

Du bist ja nicht zum ersten Mal auf der Handelskraft Konferenz. Was erwartest du von der Konferenz 2019 und was können die Teilnehmer deiner Session abgesehen von den Tools erwarten?

Ich freue mich auf einen spannenden Tag mit vielen interessanten Gesprächen und neuen Einblicken, nicht nur zum Thema New Work und Agilität. Den Teilnehmern meiner Session werde ich hoffentlich vor allem eins mitgeben:

Bei allen hard skills – seien es neue Methoden, Prozesse oder Tools – steht und fällt gutes Projektmanagement vor allem mit grundlegenden soft skills: Vertrauen, Transparenz und Kommunikation.

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Wir laden alle Marken, Händler und Hersteller ein, in der Klassikstadt in Frankfurt dabei zu sein.

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