KI-Assistenten von Microsoft und Google läuten die zweite Runde beim Kampf um die beliebteste Suchmaschine ein

KI-Assistenten von Microsoft und Google
Quelle: Marten Newhall | Unsplash

KI-Assistenten definieren Product-Discovery neu

Bing gegen Google, ein Kampf wie David gegen Goliath. Eigentlich kann man Microsoft nicht vorwerfen, besonders schwach zu sein. Aber gerade im Hinblick auf Suchmaschinen sitzt Google unangefochten fest auf seinem Thron. Dies droht sich nun zu ändern, denn mit der Einführung seines KI-Assistenten hat Microsoft die Chance, die Reise durchs Internet neu zu definieren.

  • Was erwartet uns in den kommenden Wochen?
  • Wie wird sich unsere Suchgewohnheit in Zukunft verändern?
  • Folgt daraus das SEO 2.0?
  • Und was bedeutet das für Web- und Shositebetreibende?

KI-Assistenten von Microsoft und Google: Die Themen im Überblick

  1. KI-Assistenten in den Startlöchern
  2. KI-Revival dank ChatGPT
  3. Bard, LAMBDa, Ernie
  4. Product Discovery und KI
  5. SEO 2.0
  6. Search- und Recommendation-Tools

KI-Assistenten in den Startlöchern

Machen wir uns nichts vor: Wer im Internet etwas suchen will, landet ganz von allein bei Google. Außer natürlich, ihr seid wie ich und vergesst, eure Standardsuchmaschine richtig einzustellen. Oft genug laufen meine Suchanfragen über Bing, weil Microsoft so freundlich war, meinen Browser entsprechend einzustellen. Wenn ich aber nicht augenblicklich das finde, wonach ich suche, dann wechsle ich wieder zu Google. Ja, ich verhöhne Bing sogar, indem ich in dessen Suchfeld Google eingebe und mich bequem zur Konkurrenz tragen lasse.

Abgesehen von dieser Bequemlichkeit gab es für mich aber nie einen Grund, irgendeine andere Suchmaschine zu benutzen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und wenn das Angebot das gleiche ist, bleibt man doch lieber beim Vertrauten. Nun aber bahnt sich etwas an, das Microsofts Bing auf der Beliebtheitsskala nach vorne katapultieren könnte.

KI-Revival dank ChatGPT

Um das vorauszusehen, müssen wir nur ein paar Monate in die Vergangenheit springen. Seit Ende November nimmt OpenAIs ChatGPT das Internet in Beschlag. Innerhalb von zwei Monaten wuchs die aktive Userzahl auf 100 Millionen. Alle wollten mit der KI sprechen. Einer von 100 Millionen bin auch ich.

Egal ob ich mir Rezeptvorschläge auf Basis der kümmerlichen Reste in meinem Kühlschrank geben lassen wollte oder nach einer Erklärung von Einsteins Relativitätstheorie mit Hilfe einer Analogie zu Keksen gefragt habe: ChatGPT konnte mir selbst bei den skurrilsten Fragen weiterhelfen.

Es blieben nur zwei Wermutstropfen. Einerseits konnte die KI nur auf ihre Trainingsdaten zurückgreifen, ihr Wissen endete im Jahr 2021. Andererseits wirkte ChatGPT zwar immer sehr überzeugend, verpackte aber inhaltliche Fehler trotzdem als reine Wahrheit. Aufgefallen ist mir das, als ich ChatGPT um Literaturempfehlungen bat. Die ausgegebene Liste klang zwar vielversprechend, entstammte aber überwiegend der künstlichen Fantasie des Chatbots.

KI-Assistenten von Microsoft und Google werden nicht die einzigen bleiben

Die Probleme um Aktualität und Überprüfbarkeit können aber in naher Zukunft gelöst werden. Denn jetzt will Microsoft die Folgeversion von ChatGPT, GPT-4, in seine Suchmaschine integrieren. Noch müssen wir uns gedulden. Aber ich habe mich bereits auf die Warteliste gesetzt.

Google ade? Nicht unbedingt. Unser Goliath steht jetzt nämlich unter Zugzwang. Der sicher geglaubte Vorsprung droht rasant zu schrumpfen. Dann plötzlich kündigte Google seinen hauseigenen KI-Assistenten an: »Bard«. Ein sympathischer Name, für mich schon einmal ein Pluspunkt.

Bards Vorgänger, LaMBDA, tauchte letztes Jahr bereits in den Schlagzeilen auf, weil die KI angeblich ein Bewusstsein entwickelt haben sollte. (Leider hat man aber nur beschlossen, dass der Turing-Test nicht mehr ausreicht, um diesen Entschluss treffen zu können.)

Im Gegensatz zur KI bei Bing hatte die breite Masse jedoch noch keine Gelegenheit, sich mit Googles Antwort die Zukunft der Suchmaschinen zu beschäftigen. Eventuell ist das aber auch von Vorteil. ChatGPT wurde mit viel Kreativität seiner User mehrmals überlistet, um Sicherheitsbestimmungen der KI zu umgehen. Das Entwicklerteam um Bard hatte also Zeit und Gelegenheit, aus den Fehlern der Konkurrenz zu lernen.

Selbstverständlich werden Microsoft und Google nicht die einzigen bleiben, die ihre KI-Assistenten ins Rennen schicken werden. So hat etwa der chinesische Internetriese Baidu angekündigt, seinen Chatbot »Ernie Bot« im März diesen Jahres der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der Startschuss für alle wird jedoch fallen, sobald die erste KI zu rennen beginnt.

Während wir ungeduldig auf dieses Spektakel warten, können wir uns die Zeit aber mit einer spannenden Frage vertreiben: Wie wird sich unser Suchverhalten in Zukunft verändern?

KI als Antwort auf die Veränderungen der Suchgewohnheiten

In den frühen 2000ern war es notwendig, genau zu wissen, wonach man eigentlich sucht. Ich erinnere mich gut an meinen Informatikunterricht in der 7. Klasse. Ein halbes Jahr lang wurde uns die richtige Formulierung von Suchanfragen beigebracht. Anders konnten wir nicht an unsere Informationen kommen.

Mit der Zeit wurde es immer leichter, sich durchs Internet zu bewegen. Das lag aber nicht daran, dass ich mehr Erfahrung darin gesammelt hatte. Google selbst erleichterte mir mein Leben ungemein.

Habe ich ein falsches Wort geschrieben, wurde mir die korrekte Schreibweise angeboten. Bald schon brauchte ich mich nicht mehr kurzhalten, musste meine Suche nicht mehr in Schlagworten formulieren. Kam eine spontane Frage im Gespräch auf, konnte ich sie ungefiltert weiterleiten. Füllworte wurden nach Bedarf ignoriert.

Durch die automatische Verbindung von mehreren Diensten musste ich mir auch nicht mehr merken, welches Tool ich für welchen Zweck benötige. Heute frage ich einfach, wie ich am schnellsten zum Bahnhof komme und erhalte ganz von allein einen Routenplan mit meinem aktuellen Standort als Startpunkt.

Das Leben mit Suchmaschinen ist angenehmer geworden, zugänglicher und zeitsparender. Eben diese Qualitäten erhoffe ich mir auch von der Einführung von KI-Assistenten. Denn ich werde mich zukünftig nicht mehr auf die Suche nach speziellen Informationen machen müssen. Stattdessen kann ich den Sinn und Zweck meiner Frage präsentieren und erhalte ein Ergebnis, das speziell auf meine Bedürfnisse zugeschnitten ist.

Vor einigen Monaten beispielsweise wollte ich mit meinen Freunden feiern. Damit aber niemand verhungern würde, suchte ich Rezepte für ein Menü heraus. Auf halben Weg erinnerte ich mich, dass zwei meiner Freunde Vegetarier sind. Also versuchte ich, ein ähnliches Rezept für sie zu finden, damit mein Vorbereitungsaufwand beim Kochen nicht zu groß werden würde. Einkaufen musste ich anschließend natürlich auch. Ich schrieb mir meinen Einkaufszettel und weil ich mehrere Rezepte gleichzeitig zu händeln versuchte, landete am Ende die doppelte Menge an Sahne in meinem Einkaufswagen.

Ob Bing, ob Bard, meine erste Frage an die KI-Assistenten wird ein Test sein, ob sie mir mein Leben leichter machen können. »Ich veranstalte eine Party für sieben Personen, zwei davon sind Vegetarier. Kannst du mir bitte ein Menü zusammenstellen? Dazu auch eine Einkaufsliste. Danke!«

Fertig. Mindestens eine Stunde Recherche spare ich mir dadurch. Vielleicht kann ich mir die Einkaufsliste sogar so ausgeben lassen, dass sie dem standardmäßigen Gehweg in meinem Lieblingssupermarkt entspricht. Kein sinnloses Hin- und Herlaufen mehr. Da spare ich sogar noch mehr Zeit. Zeit, die ich nutzen kann, um einen genaueren Blick auf das zu werfen, worauf wir uns in Zukunft einstellen müssen.

KI-Assistenten und SEO 2.0

Was bedeutet es für euch als Web- und Shopsitebetreibende, wenn die Art und Weise, wie User an ihre Informationen kommen, sich so drastisch verändert?

Grundsätzlich solltet ihr euch darauf einstellen, dass für den Erhalt reiner Informationen ein Websitebesuch nicht mehr notwendig sein wird. Mein freundlicher KI-Assistent wird mir alles leicht und verständlich erklären. Die zugehörigen Links erhalte ich natürlich trotzdem. Aber darauf klicken werde ich nur, wenn ich einen Mehrwert darin sehe. Kritisch am Wahrheitsgehalt zu zweifeln ist dabei zwar ein nobles Vorhaben, aber im Alltag wird das nur die wenigsten motivieren.

Das kann aber auch ein Vorteil sein. Wenn ein User auf eure Website kommt, dann wisst ihr, dass die erste Hürde bereits überwunden ist. Das Interesse ist da, es muss nur noch aufrechterhalten werden. Das gelingt mit einem ansprechenden Design, zielgerichteter Präsentation und dem Aufgreifen der Customer Journey. Zu letzterem später mehr.

Durch die Möglichkeit auch für komplexe Anliegen eine Lösung zu erhalten, wird es nicht mehr darauf ankommen, die alleinige Lösung für ein Bedürfnis, ein Problem oder eine Suche zu haben. Viel bedeutsamer wird es werden, sich als Teil einer Lösung etablieren zu können. Dafür wird es immer wichtiger zu analysieren, in welchem Kontext sich eure Zielgruppe bewegt. Zeigt, wie ihr dabei helfen könnt, das Leben noch angenehmer zu machen.

Mit der Einführung von KI-Assistenten, werden relevante Keywords nicht mehr nur vom User selbst kommen. In den Vorschaubildern von Bing wird uns gezeigt, wie die Suchanfrage interpretiert wird und wonach die KI deshalb sucht. Es gilt, das künstliche Denken zu verstehen und dessen Assoziationen nachzuvollziehen.

Besonders wichtig wird dabei zu beobachten, auf welche Weise die KI-Assistenten über euch denken. Denn sie entscheiden am Ende, ob ihr die notwendige Relevanz mit euch bringt, um den User zu euch zu führen. Auch hier lohnt es zunehmend, die eigene Zielgruppe genauer zu kennen. Interessiert sie sich vermehrt für Nachhaltigkeit? Dann wird es umso wichtiger, dass ihr euch in diesem Bereich selbst stark macht. Euch war bisher nicht bewusst, dass eure User überwiegend klassische Musik hören? Erzählt doch noch einmal von eurem Teamevent in der Philharmonie.

Je einfacher ich meinen Alltag mit meinem KI-Assistenten planen kann, desto mehr erzähle ich über mein Leben. Bald schon wird im Gedächtnis meiner Lieblingssuchmaschine ein breites Interessen-Portfolio über mich stehen. Je mehr Punkte ihr davon erfüllt, desto wahrscheinlicher wird es sein, dass Bing oder Bard mich zu euch führen. Also erzählt mehr von euch, damit mein KI-Assistent davon überzeugt ist, dass wir zueinander passen.

Selbstverständlich müsst ihr auch die Entwicklung der KI-Assistenten weiter im Blick behalten. Der große Sprung beim Einsatz von GPT-4 oder Bard besteht darin, dass ich nicht nur eine Liste mit Websites erhalte. Ich werde beraten von etwas, das sich lebendig anfühlt. Das schafft Vertrauen.

Aber werden die KIs beide bei ihrem freundlichen, aber objektiven Tonfall bleiben? Oder entwickelt sich eine gefühlte Persönlichkeit heraus, die verschiedene Zielgruppen unterschiedlich stark anspricht? Wird die eine KI sachlich-analytisch sein, während die andere modern und unterhaltsam daherkommt?

Allein dadurch können schon Präferenzen der User erkannt werden. Eure Digital-Marketing-Strategie sollte im Blick behalten, mit welcher KI ihr euch besonders anfreunden solltet. Denn dieser vertrauen wir am meisten, wenn wir planlos durchs Internet rennen. Sie wird Berater und Reiseführer zugleich sein.

Und denkt daran: Die Reise des Users beginnt zwar mit der Suchmaschine, sie darf aber nicht an eurer Haustür enden. Suchassistenten bringen Komfort und wecken Neugier. Beides solltet auch ihr weiterführen. Dabei lohnt es sich, auf vergleichbare Technologien zu setzen, mit denen die Internetriesen die Massen zu sich rufen.

Die Einsatzmöglichkeiten von Sprachmodell-KIs sind bei den Suchmaschinen nicht erschöpft. Das zeigt auch Salesforce bei seiner Ankündigung, mit EinsteinGPT auf dem Feld der Künstlichen Intelligenz mitmischen zu wollen.

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Über Franzi Kunz

Trends gibt es unendlich viele. Jeder hat seine Berechtigung. Doch auf welche Trends kommt es für digitale Unternehmen an. Und vor allem für die, die es noch werden wollen? Franzi geht diesen Fragen nach. Als Digital Business Analyst und Techlead für die Marke Handelskraft spricht sie dafür seit mehr als sechs Jahren mit denen, die es wissen müssen: den Macherinnen und Machern des Digital Business. Ihre Erfahrungen sowie die Ergebnisse ihrer Recherchen bringt Franzi, unter anderem hier auf dem Blog, für euch aufs digitale Papier.