Augmented Reality und Virtual Reality sind auf dem Vormarsch in der Baubranche

AR und VR in der Baubranche
Quelle: Trimble Mixed Reality

Menschen, die unbedacht mit dem Smartphone in der Hand auf Bahngleise tappen. Werdende Väter, die unter der Geburt ihres Kindes im Kreissaal virtuelle Monster fangen: Die Rede ist von Pokémon Go. Jenem Spiel, das im Sommer 2016 einen regelrechten Boom ausgelöst hatte und Virtual sowie Augmented Reality ins Bewusstsein aller rief. Zwar ist der Hype um virtuelle Monster etwas abgeflacht, die Technologie dahinter aber hat nicht aufgehört, sich weiter zu entwickeln. Auch drei Jahre später verspricht sie ihren Nutzern beeindruckende Experiences.

In der Liste der Technologietrends des US-Analystenhauses Gartner haben VR und AR auch weiterhin einen festen Platz.

Nicht nur IKEA oder ASOS, sondern auch B2B-Unternehmen aus bisher weniger digitalisierten Branchen wie dem Bauwesen beginnen, sich für die Vorteile immersiver Erfahrungen zu interessieren. Wie kann etwa die Baubranche davon profitieren? Wofür können Architekten, Handwerker, Immobilienmakler oder Händler diese Technologie nutzen? Heute geben wir anhand konkreter Beispiele Antworten!

Extended Reality als Vorteil für die Baubranche

Vom Entwurf über das Modell bis hin zum fertigen Bauwerk, das zu Verkaufszwecken besichtigt werden kann: VR und AR kommen in allen Phasen eines Bauprojekts zum Einsatz, wenn auch auf unterschiedliche Weise.

Augmented Reality: Durch die Kombination von digitalen und physischen Ansichten, ist AR in der Lage, Echtzeitdaten geografisch darzustellen, zu aktualisieren und die notwendigen Informationen anzuzeigen, während sich der User vor Ort durch den Gebäudebereich bewegt. Informationen wie Zeitpläne, betriebliche Details und Strukturpläne sind leicht zugänglich und ermöglichen es den Bauarbeitern, den Bauprozess teilweise zu automatisieren und vor Ort datenbasiert Entscheidungen zu treffen – auch wenn die Struktur nicht aufgebaut ist oder ein gewisses Element ausgeblendet ist.

Virtual Reality: Indem über VR-Konfiguratoren eine völlig neue, eben virtuelle Umgebung der realen Welt aufgebaut wird und digital Möglichkeiten simuliert, verändert sich zunehmend die Art und Weise, wie wir Architektur und Innenarchitektur planen, wie Besichtigungen ablaufen oder wie die Renovierung des Bestehenden angegangen wird. So können sich Kunden heute ihr Traumhaus individuell von zu Hause aus konfigurieren – noch bevor es überhaupt gebaut ist. Sie können aber genauso testen, welcher neue Waschtisch einem bestehenden Badezimmer am besten steht. Über VR können Bauherren auch aus der Ferne jederzeit den Stand der Dinge bei ihrem Bauprojekt einsehen und so beispielweise teure Fehler vermeiden.

Viele der Best Practices in diesen Bereich stammen von spezialisierten Start-ups, die AR- und VR-Projekte in enger Kooperationen mit Tech-Unternehmen und großen Firmen aus der Baubranche aufbauen. In welchen Bereichen hat der Einsatz dieser immersiven Technologie besonders viel Potential?

Case-Studies für erweiterte digitale Bauerlebnisse

Der Einsatz von AR- und VR- Technologie ermöglicht, das eigene Vorstellungsvermögen zu erweitern und diesen Vorteil zu nutzen, um die Zusammenarbeit mit den Profis zu erleichtern und langfristig Kosten zu senken.

Materialkosten rechnen und direkt bestellen

Das kanadische Start-up Sensopia wurde im Jahr 2010 gegründet und hat die App Magicplan entwickelt. Magicplan kann automatisch Grundrisse messen, zeichnen und bereitstellen. Der Clou: Für die Aufnahmen kann ein beliebiges mobiles Gerät verwendet werden, wie das eigene Smartphone. Die AR-gesteuerte Software ermöglicht die Abschätzung von Materialkosten und direkte Bestellung benötigter Baustoffe.

Visuelles Data für komplexe Aufgaben

Trimble ist ein kalifornisches Unternehmen, das sich auf Herstellung, Verkauf und Support von 3D CAD/CAE Softwareprodukte für Gebäudetechnik spezialisiert hat. Es unterstützt Unternehmen bei der Integration von 3D-kompatiblen BIM-Lösungen. Trimble bietet in Zusammenarbeit mit Microsoft seit Anfang dieses Jahres eine Art von Helm namens XR10 an, in den die HoloLens 2 integriert ist und so holografische Daten für die Arbeit im Feld generiert. So können Designmodelle überprüft, komplexe Anweisungen besser verständlich gemacht und die Zusammenarbeit mit Experten im Büro synchronisiert werden.

Personalisierung vor der Umsetzung

Der österreichische Fertighaushersteller Vario-Haus bietet ein „Virtuelles Home Staging“ an. Vario-Haus nutzt dafür das VR-Online-Planungstool des Start-ups Roomle. Dieses Tool enthält alle Grundrisse und Schnitte der verfügbaren Häuser in 3D und dient somit als Grundlage für die individuelle Planung.

Auf diese Weise können Interessenten von der Couch aus die verschiedenen Bauelemente wie Außen- und Innenwände, Fenster oder Türen versetzen und testen, wie die individuellen Anforderungen am besten erfüllt werden könnten. Aus den so erzeugten Daten kann außerdem das Vertriebsteam Insights gewinnen und Angebote entsprechend vorausschauend auf die Interessenten zuschneidern.

Herausforderungen für AR/VR in der Baubranche

Trotz ihres Potenzials ist AR/VR noch nicht so verbreitet, wie es der Gartner-Report nahelegt. Welche Impulse lassen sie aus der Baubranche dafür ableiten?

Komfort und Sicherheit etwa sind für den User besonders wichtige Aspekte, wenn er VR/AR-Headsets etwa über mehrere Stunden trägt. Außerdem steht die Preisfrage im Raum, denn da die Technologie relativ neu ist, sind die Anschaffungskosten recht hoch. Doch je beliebter der Einsatz in Unternehmen wird, desto attraktiver wird auch der Preis.

Noch mehr Use-Cases findet ihr in unseren fünf Lesetipps der Woche!

Unsere 5 Lesetipps der Woche

AR/MR/VR etablieren sich im Enterprise-Umfeld [Computerwoche]

3 ways extended reality can help your employees [Siliconrepublic]

AR-Trainingslösung ersetzt sperrige Handbücher [Industry-of-things]

Augmented Reality: The Future of Building [Interesting Engineering]

9 Augmented Reality Technologies for Architecture and Construction [Archdaily]

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