Usability-Tests: Wie ihr eure User ohne Umwege zum Ziel bringt

Landkarte, Kompass und Kamera liegen auf einem Tisch.
Quelle: Nataliya Vaitkevich | Pexels

Fremde Länder, fremde Städte, fremde Gassen – verbunden mit der Vorfreude auf neue Dinge und spannende Erlebnisse. Ohne Navigation und mit einer komplizierten Straßenführung schlägt die Begeisterung schnell in Frust um. Reisende verlieren wertvolle Zeit, verpassen die besten Orte und brechen womöglich sogar den lang ersehnten Ausflug ab.

Genau so fühlen sich eure Nutzenden, wenn eure digitalen Angebote nicht intuitiv gestaltet sind. Sie besuchen euren Shop, eure Webseite oder eure App mit einer klaren Absicht. Landen sie dabei auf Irrwegen, finden sie nicht, wonach sie suchen und verlassen eure Seite – gefrustet.

Damit eure digitalen Angebote Wunschziel Nummer eins bleiben, zeigen euch Usability-Tests, wo eure User ins Stocken geraten und wo sie Abkürzungen schneller ans Ziel führen könnten. Wie ihr die Route für eure Kunden optimiert, erfahrt ihr im Beitrag.

Was sind Usability-Tests?

Wie der Name schon sagt, dient Usability-Testing der Evaluierung der Usability – der Benutzerfreundlichkeit – eines interaktiven Systems. Ihr könnt somit die Funktionalität eurer Webseite, einer App oder eines anderen digitalen Produkts überprüfen. Schließlich nutzt jeder User mit einer bestimmten Intention eure digitalen Angebote. Die Usability beschreibt dann, wie unkompliziert und zufriedenstellend Nutzende zum gewünschten Ziel auf eurer Webseite oder in eurer App kommen.


Ganz ähnlich geht es auch Menschen am Beginn einer Reise, für die sie oftmals bereits viel Geld ausgegeben haben. Sie wollen vom Flughafen oder Bahnhof auf kürzestem Weg in die Unterkunft und von dort die schönsten Orte des Reiseziels entdecken.


Damit eure Zielgruppe also nicht frustriert am Flughafen, eurer Startseite, hängen bleibt, könnt ihr die Usability eurer digitalen Angebote testen. Dafür stellt ihr repräsentativen Usern aus eurer Zielgruppe Aufgaben, bei denen sie mit euren digitalen Angeboten interagieren sollen.


Mittels verschiedener Methoden könnt ihr das Verhalten der Probanden nachverfolgen und Herausforderungen und Probleme bei der Bedienung aufdecken. Die Erkenntnisse helfen euch wiederum dabei, die Reise eurer User durch eure digitalen Angebote zu verbessern.


Maßnahmen, die sich lohnen: Laut einer Studie der Nielson Norman Group könnt ihr die Nutzerfreundlichkeit eurer Angebote verdoppeln, indem ihr zehn Prozent des Projektbudgets in die Usability investiert.

Unterschied zwischen Usability und User Experience (UX)

Während sich die Usability auf die Funktionalität eurer Webseite oder einzelner Elemente konzentriert, geht die User-Experience (UX) einen Schritt weiter. Sie umfasst alle Erlebnisse mit euren digitalen Angeboten und kann durchaus subjektiv sein.


Im Reisekontext geht es bei der Usability also darum, wie unkompliziert die Reisenden von A nach B kommen. Ob sie mit wenig Aufwand einen Tisch im gewünschten Restaurant reservieren können. Oder ob Öffnungszeiten der aufgesuchten Sehenswürdigkeit auch korrekt kommuniziert wurden.


Die User-Experience hingegen kann zum Beispiel durch den besonders unterhaltsamen Stadtführer, das individuelle Ausflugsangebot oder den Ausblick vom Balkon der Unterkunft beeinflusst werden. Je nachdem, welche Vorliebe Reisende haben , können einzelne Aspekte ganz unterschiedlich wahrgenommen werden.

Kriterien zur Usability-Evaluierung

Wie gut sich Reisende in einer Stadt zurechtfinden, lässt sich dadurch beschreiben, wie effektiv, effizient und zufriedenstellend sie gewünschte Ziele erreichen. Diese drei Bewertungskriterien der Usability stehen aber nicht nur beim Testen von Städtereisen, sondern auch bei der Analyse digitaler Angebote an oberster Stelle.

Dabei können folgende Fragen als Grundlage der Evaluierung dienen:

Effizienz und Effektivität

  • Lässt sich die Website, die App oder die Anwendung intuitiv bedienen?
  • Wie leicht und schnell können Nutzende den Umgang mit dem interaktiven System erlernen (Erlernbarkeit)?
  • Reagiert das System so, wie es die User erwarten?
  • Gibt es Barrieren, die den kognitiven Aufwand der Nutzenden bei der Aufgabenbewältigung unnötig erhöhen?
  • Erreichen User ihre Ziele mit einem angemessenen Aufwand-Nutzen-Verhältnis?
  • Gibt es Stellen, an denen die Websitebesuchenden ohne Hilfe nicht weiterkommen?

Zufriedenheit

  • Empfinden User die Benutzeroberfläche als ansprechend?
  • Haben Kaufende das Gefühl, dass sie dem Unternehmen hinter dem System trauen können, wenn es zum Beispiel um die Verarbeitung ihrer Daten geht?
  • Verlassen die Besuchenden die Website mit einem positiven Gefühl?

Warum ist Usability-Testing wichtig?

Erfüllt die Städtereise die Erwartungen der Besuchenden nicht, kommen diese sehr wahrscheinlich nie wieder. Und noch schlimmer: Sie teilen ihre negativen Erfahrungen mit Freunden, Bekannten und hinterlassen eine schlechte Bewertung. Ein Risiko, das ihr bei euren digitalen Angeboten auf keinen Fall eingehen solltet.


Unabhängig davon, in welchem Stadium der Entwicklung ihr euch befindet, profitiert ihr von der Usability-Analyse. So könnt ihr beispielsweise schon erste Hürden bei der Evaluation des Prototyps aufdecken oder bestehende Angebote an veränderte Bedürfnisse anpassen. Auch wenn ihr einen Relaunch plant, solltet ihr zunächst sichergehen, dass die neuen Komponenten so funktionieren, wie es eure Zielgruppe erwartet.


Nur so könnt ihr die Zufriedenheit und Loyalität eurer Kunden aufrechterhalten.

Vorteile von Usability-Tests

• verbessert Nutzererfahrung durch direktes Feedback
• minimiert Supportanfragen durch intuitive Bedienbarkeit
• reduziert Entwicklungskosten durch frühzeitige Fehlererkennung
• ermöglicht zielgerichtete Weiterentwicklung
• zusätzliche Erklärungen für bestehende Datenanalysen

Wichtige Schritte für Usability-Testing

Je nachdem wie oft Personen verreisen oder welche individuellen Vorlieben sie haben, werden sie Städte auf unterschiedliche Weise erkunden. Gleiches gilt für die User eurer digitalen Angebote. Damit ihr mit eurem Usability-Test also nützliche Ergebnisse erhaltet, braucht auch ihr geeignete Probanden, die passende Testumgebung und zielführende Methoden. Die wichtigsten Schritte erhaltet ihr hier im Überblick:

1. Porbandensuche

Bevor ihr mit dem eigentlichen Test starten könnt, braucht es natürlich Probanden. Dabei reicht es laut Studien von Nielsen aus, fünf Testprobanden pro Zielgruppe zu rekrutieren, um einen Großteil der Schwachstellen aufzudecken . Dabei kann eine Zielgruppe bspw. aus jungen Soloreisende bestehen und eine andere aus Eltern mit kleinen Kindern. Mehr Teilnehmende würden nur bedingt zu neuen Erkenntnissen führen und daher den Aufwand für weitere Test nicht rechtfertigen.


Setzt für euer Testvorhaben stets unternehmensexterne Personen ein. Dabei könnt ihr beispielsweise auf spezielle Plattformen zurückgreifen, bestehende Kunden via Mail um eine Beteiligung bitten oder Besuchende im Store direkt ansprechen. Die Durchführung eines Usability-Test mit euren Mitarbeitenden ist vielleicht zunächst naheliegend, allerdings aufgrund des umfassenden Insiderwissens nicht erfolgversprechend.

2. Pre-Session-Interviews

Lernt eure Testpersonen und ihre Erfahrungen mit ähnlichen interaktiven Systemen in so genannten Pre-Session-Interviews besser kennen. Fragt sie beispielsweise, ob sie euer digitales Angebot bereits genutzt haben, wie häufig sie ähnliche Services nutzen und an welche Erfahrungen sie sich in diesem Kontext vielleicht erinnern können. Somit könnt ihr nicht nur die Ausgangslage ermitteln, sondern sorgt außerdem dafür, dass sich die Probanden mit der Situation und dem Testszenario vertraut machen.

3. Testdurchführung

Im Anschluss erledigen die Probanden dann die gestellten Aufgaben. Je nachdem, in welchem Entwicklungsstand sich euer digitales Angebot befindet, könnt ihr den Test mit unterschiedlichen Medien durchführen. Zum Beispiel mit einem Prototyp im Designtool Figma oder gar auf Papier. Wurden bestimmte Komponenten noch nicht umgesetzt, kann ihre Funktionsweise auch durch Menschen simuliert werden. Diese Methode nennt sich Wizard-of-Oz, weil eben reale Personen im Hintergrund die Fäden ziehen. Dank ihr könnt ihr Funktionalitäten überprüfen, bevor ihr viel Zeit und Geld in die tatsächliche Umsetzung investiert.

Während die Teilnehmenden also mit eurem Prototyp oder der fertigen Seite interagieren, müsst ihr sie beobachten und ihr Verhalten sowie Kommentare dokumentieren. Je nach Brisanz des Themas ist in manchen Fällen auch ein Audio- und Videoschnitt möglich, bei denen die Tonlage oder Gesichtsausdrücke festgehalten werden. Sollte es eine moderierende Person geben, greift diese nur in Notfällen ein, um die Testergebnisse nicht zu verfälschen.


Damit die Ergebnisse der Untersuchungen möglichst repräsentativ sind, sollte ein Usability-Test optimalerweise so nah wie möglich am realen Nutzungskontext sein. So ist Usability-Testing beispielsweise auch in öffentlichen Räumen denkbar, wenn die Umgebung die Nutzungssituation maßgeblich beeinflusst.

Außerdem könnt ihr je nach Testumgebung und Untersuchungsgegenstand auf verschiedene Methoden zurückgreifen, dazu gehören beispielsweise Think-Aloud-Tests und Tree-Testing.

Think-Aloud Tests

Bei dieser Methode werden eure Testpersonen mit Hilfe realistischer Szenen und Aufgabenstellungen durch die Session geführt. Außerdem werden sie vorab von einer Moderatorin oder einem Moderator dazu ermutigt, Gedanken, Wahrnehmungen und Empfindungen zu verbalisieren. Durch das Wissen über die in kognitive Vorgänge der Nutzenden erhaltet ihr eine Erklärung, warum sie auf eine bestimmte Art und Weise handeln.

Tree-Testing

Beim Tree-Testing wird ausschließlich die Navigationsstruktur untersucht. Anders als bei klassischen Usability-Tests gibt es kein Design, keine Bilder und keine interaktive Oberfläche. Stattdessen navigieren sich die Probanden durch eine rein textbasierte Baumstruktur. Diese Methode gibt Hinweise, wie Pfade aufgebaut und Wege benannt werden sollten. So stellt ihr sicher, dass Besuchende schnell dahinkommen, wo sie hinwollen, ganz ohne Irrwege.

4. Post-Session-Interviews

Am Ende des Tests dienen Post-Session-Interviews wiederum dazu, tiefergehende Fragen hinsichtlich der User-Experience eures interaktiven Systems zu stellen. Meinungen und Äußerungen in diesen Anschluss-Interviews lassen euch Ursachen für Usability-Probleme erkennen und diese beheben.

5. Optimierung und gegebenenfalls erneutes Testing

Habt ihr den Prototypen entsprechend dem Feedback angepasst, könnt ihr einen weiteren Test durchführen und somit iterativ ein optimales Endprodukt entwickeln.


In der nachfolgenden Abbildung erhaltet ihr alle wichtigen Aspekte einer Usability-Analyse im Überblick. Von der Vorgehensweise über die Evaluierung der Usability bis hin zum Ergebnis, das ein umfassendes Verständnis der Nutzerinteraktion bietet.

Arten von Usability-Tests

Wenn ihr herausfinden wollt, wie gut sich Besuchende in eurem digitalen Angebot zurechtfinden, ist es durchaus sinnvoll, sie allein »laufen« zu lassen. In manchen Fällen ist es aber hilfreich, sie wie ein Tourguide auf ihre Reise vorzubereiten und währenddessen mit konkreten Fragen zu unterstützen.

Der Vorteil von digitaler Navigation gegenüber echten Städtereisen: Sie können durchaus auch ohne extra Anreise getestet werden. Wann sich welche Maßnahme eignet und warum es für eine umfassende Analyse oftmals hilfreich ist, verschiedene Maßnahmen zu kombinieren, erfahrt ihr hier.

Moderierte und unmoderierte Usability-Tests

Lasst ihr eure Usability-Tests von erfahrenen UX-Teams durchführen, stellt ihr sicher, dass ihr am Ende auch fundierte Ergebnisse habt. Sie erklären den Teilnehmenden die Aufgabe, beantworten Fragen und führen gegebenenfalls Pre- und Post-Session-Interviews durch. Wollt ihr also gewisse Beweggründe für bestimmte Verhaltensweisen verstehen, können UX-Expertinnen und -Experten dafür explizite Aufgaben entwickeln und gezieltere Rückfragen stellen.


Die UX-Team von dotSource berät euch gern und unterstützt euch bei der Optimierung der Usability eures Webauftritts.


Ist es allerdings euer Ziel, bestimmte Verhaltensmuster zu beobachten, eignen sich dafür unmoderierte Tests, die sowohl im Labor als auch zu Hause von den Probanden durchgeführt werden können.

Remote-Usability-Tests und Präsenztests

Inzwischen finden die meisten Usability-Tests remote, also ortsunabhängig statt. Das hat klare Vorteile: Weniger Organisationsaufwand, bedeutet natürlich auch Kosteneffizienz. Beispielsweise entfallen Anreisekosten und -aufwände komplett.


Zudem könnt ihr so auch sonst schwer erreichbare Nutzergruppen ansprechen und internationale Studien kostengünstig durchführen. Außerdem bleiben bestimmte Aspekte des Nutzungskontexts der Probanden unbeeinflusst. Sollen Probanden zum Beispiel eine Website evaluieren, nutzen sie dafür auch das Betriebssystem, das Endgerät und den Browser, die sie auch normalerweise für den Website-Besuch verwenden.

Der Nachteil ist, dass ihr die Körpersprache der Teilnehmenden nicht in eure Analyse einbeziehen und bei technischen Problemen nur schwer eingreifen könnt.


Benötigt ihr für eure Tests aber eine komplexe technische Ausstattung oder würdet ihr gerne die Reaktionen eurer Teilnehmenden ganzheitlich bewerten, eignet sich der Test im Usability-Labor. Das sind speziell ausgestattete Räumlichkeiten, in denen ihr standardisierte Bedingungen für alle Probanden gewährleisten könnt.

Dos and Don’ts beim Usability-Testing

Inspirierende Städtereise oder chaotisches Straßenlabyrinth? Begeisternder Onlineshop oder zeitraubender Klickmarathon? Usability-Tests können zumindest für letzteres den Unterschied machen. Allerdings gibt es auch dafür wichtige Dos and Don’ts, die ihr beachten solltet, wenn ihr euren Kunden angenehme digitale Reisen ermöglichen wollt.

Dos beim Usability-Testing

  • Definiert klare Ziele und Evaluationskriterien: Legt vor dem Test fest, welche konkreten Bereiche eures interaktiven Systems ihr testen wollt und welche Kennzahlen erfüllt sein sollen z.B. Anzahl der erfolgreich umgesetzten Aufgaben durch die Testperson.
  • Formuliert verständliche und realistische Aufgaben: Nur so können sich die Probanden bestmöglich in die Situation hineinversetzen und mehrwertigen Antworten für eure Optimierung liefern.
  • Führt einen Pilottest durch: So überprüft ihr, ob eure Aufgaben verständlich sind und potenzielle Probleme können noch rechtzeitig aufgedeckt werden.
  • Orientiert euch an Personas: Für ein umfassendes Verständnis ist es zielführend, Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen, Altersgruppen und Interessen einzubeziehen. Allerdings solltet ihr euch bei der Rekrutierung stets an Personas orientieren, die eure Zielgruppe möglichst gut abbilden.

Don’ts beim Usability-Testing

  • Rekrutiert keine Testpersonen aus eurem Umfeld: Mitarbeitende, Partner oder Bekannte können euer Produkt oder Angebot nur selten neutral bewerten. Hinzukommt, dass diese auch nicht unbedingt eurer gewünschten Zielgruppe entsprechen.
  • Nehmt keine Lösungen vornweg: Formulierungen wie: »Klicken Sie in das Eingabefeld der Suche, um nach roten Schuhen zu suchen.« solltet ihr vermeiden.
  • Fixiert euch nicht auf Daten: Das Besondere an Usability-Tests sind die umfassenden Einblicke in das Verhalten und die Denkweisen der Probanden. Zieht diese Erkenntnis auch heran, wenn ihr euer interaktives System optimiert.

Expertenanalyse und vielversprechende Optimierungspotenziale

Wollt ihr die Usability eurer Website, App oder anderer digitalen Anwendungen verbessern? Wisst aber nicht, wo ihr konkret ansetzen sollt? Dann hilft euch das UX-Team von dotSource dabei, eure User besser zu verstehen, eure Angebote zu analysieren und Handlungsempfehlungen abzuleiten.
Einen Überblick über alle Leistungen erhaltet ihr hier:

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Über Franzi Kunz

Trends gibt es unendlich viele. Jeder hat seine Berechtigung. Doch auf welche Trends kommt es für digitale Unternehmen an. Und vor allem für die, die es noch werden wollen? Franzi geht diesen Fragen nach. Als Digital Business Analyst und Techlead für die Marke Handelskraft spricht sie dafür seit mehr als sechs Jahren mit denen, die es wissen müssen: den Macherinnen und Machern des Digital Business. Ihre Erfahrungen sowie die Ergebnisse ihrer Recherchen bringt Franzi, unter anderem hier auf dem Blog, für euch aufs digitale Papier.